Sayama-Musik (SILENZIO MUSIC), neu: Koha-Verlag GmbH
Reiki Magazin 1/98
Eine sehr ursprüngliche, beschauliche CD, einfach gehalten, beschränkt auf das Wesentliche. Spontane Improvisationen, gespielt auf zwei traditionellen Instrumenten, die in der Zen-Kultur Japans wurzeln, vor einem Hintergrund aus Naturgeräuschen, Leere, umgesetzt in Klänge, oder besser: Klänge als Versinnbildlichung von Leere.
Zwei Stücke befinden sich auf der CD, je eine halbe Stunde lang. Das erste heißt „Morgendämmerung“. Richard Hiebinger spielt es auf einer Koto, einer japanischen Bodenharfe. Charakteristisch für dieses Instrument ist der Zusammenklang zwischen dem Zupfen von Saiten und den durch das Dehnen der Saiten erzeugten Tonhöhenänderungen. Die für diese Aufnahme verwendete Koto wurde auf den Ton des Lichtes gestimmt, wie dem Inlet der CD zu entnehmen ist. „Im Zusammenklang mit dem Bachplätschern und den Vogelstimmen, die in der Dämmerung eines Maimorgens aufgenommen wurden, wird die Frische des Frühlings spürbar.“
Das zweite Stück heißt „Abenddämmerung“. Es wird gespielt auf einer Shakuhachi-Flöte. „Shakuhachi-Flöten werden aus einem Bambusrohr gefertigt. Um die Verbindung von Erde und Luft zu symbolisieren, wird die Wurzel mit eingearbeitet. … Ihr Klangspektrum reicht – bildlich gesprochen – von zarten Kirschblüten bis zu schroffen Felswänden.“ Die für diese Aufnahme verwendete Bass-Shakuhachi ist auf den Ton des Mondes gestimmt. „Während ihre Klänge in das Bachrauschen, das in der Abenddämmerung aufgenommen wurde, eintauchen, senken sich die Weite und die Leere des Nachthimmels herab.“
Beide Stücke sind – laut Inlet – spontan, aus dem Augenblick heraus entstanden. Dies merkt man ihnen, wie ich meine, auch an, verbreiten sie doch eine mit kompositorischen Mitteln nicht zu erreichende Leichtigkeit, ein Dahintreiben im „Hier-und-Jetzt“, ein zaghaftes, aber bestimmtes Tasten, das eben jene Klänge freilegt, die von Augenblick zu Augenblick, dem Wesen des Musikers folgend, ganz aus sich selbst heraus entstehen. Und so laden denn auch beide Stücke dazu ein, „das Bewusstsein von allen Inhalten und Vorstellungen zu leeren und für Augenblicke in die ursprüngliche, reine Natur einzutauchen.“ Leere als Erlebnis – unverwechselbar.
ist auf den Ton des Mondes gestimmt — würde mich wirklich interessieren, woher er den Ton des Mondes kennt…