Wege der Ganzwerdung

Lebens-t-räume und Das Traditionelle Reiki

KinkakujiLebens-t-räume, das Magazin für Gesundheit und Bewusstsein, findet sich immer wieder in meinem Briefkasten. Es kostet 3,50 Euro, ich habe es nie explizit bestellt, aber solange es mir als potentiellem Anzeigekunden einfach so frei Haus geliefert wird, schaue ich dem geschenkten Magazin auch mal in seine Seiten. Vor allem in der aktuellen Ausgabe 03/07, wo ab Seite 42 vorgeblich “Die wahre Linie des Dr. Mikao Usui aus Japan” aufgedeckt wird.

Allein dieser Untertitel des Artikels “Das Traditionelle Reiki” lässt schlimmes erahnen – denn der Doktortitel von Mikao Usui gilt längst als Märchen. Und das Intro bestätigt den ersten Eindruck: “Nach der traditionellen Reiki-Lehre von Dr. Mikao Usui gibt es nur 3 Reiki-Grade, sowie die Lehrer Ausbildung, die 1 Jahr dauert. […] Es ist ein spiritueller Lehrer mit spiritueller Disziplin.”

Vier Grade? Einjährige Dauer einer Lehrerausbildung? Der aktuelle Stand der Forschung dokumentiert keine Trennung von Meister- und Lehrergrad, höchstens die unterschiedlichen Rechte der Shihans hinsichtlich der Einweihung anderer Meister, und auch keine fixe Dauer. Und so reiht sich eine Fehlinformation an die Nächste und das Lehrertraining wird eindrucksvoll als “jap. Mystery-Teaching” bezeichnet.

Auch die Einordnung der Grade: Da wird vollmundig mit Begriffen wie “Sho-Den”, “Oku-Den” oder “Shin-Pe-Den” um sich geworfen, aber nichts anderes als ein heutiger, modizifierter Lehrinhalt beschrieben. Es wirkt, als hätte jemand die ersten Publikationen von Frank Arjava Petter in einer Buchhandlung flüchtig überflogen und einfach nur die dort gefundenen Begrifflichkeiten übernommen – die typische Marketingstrategie mancher Reiki-Lehrer nach dem damaligen Erscheinen des “Reiki-Feuers”. Aber eine japanische Bezeichnung macht noch längst kein “traditionelles Reiki”.

Und erst der Glossar: Hier findet sich nichts anderes als die uralte Reiki-Legende. Nichts gegen Märchen, aber sie sollten als solche deklariert werden: Usui als Leiter eines christlichen Seminars und die angebliche zitierte Aussage “Ja, ich erinnere mich” beim Satori? Moment, dieser Satz klingt vertraut.

Stimmt, da gab es kürzlich die News “Reiki als Titelthema bei Astro-Privat“. Und tatsächlich, als Autorin tritt wieder Marie Reibling auf. Es wäre nichts gegen den Artikel einzuwenden, wenn die Reiki-Lehrerin über “Reibling-Reiki” schreiben oder es nur auf ihrer eigenen Website präsentieren würde. Aber diese krude Mischung aus alten Fehlinformationen und persönlicher Lehrmeinung als “Traditionelles Reiki” und Wahrheit über “Dr. Mikao Usui” in Magazinen zu verkaufen erscheint dreist.

Denn wenn schon, dann sollte in einem Artikel über “Traditionelles Reiki” im japanischen Sinn das aktuelle Wissen über diese Stile und Lehrer wiedergegeben werden: über das Usui-Do von Don Alexander, Jikiden Reiki, die Lehren von Hiroshi Doi etc. Doch von all dem kein Wort. Sicher, Fehler können alle Reiki-Autoren machen. Aber diese Kombination von reißerischen Überschriften und uralten – von machen Reiki-AutorInnen schon in den Status von Lügen erhobenen – Märchen? So entsteht aufgrund der beiden Artikel der Eindruck, dass sich hier eine Reiki-Lehrerin in der fachfremden Öffentlichkeit profilieren will – zu Lasten fundierten Wissens über eine wundervolle Heilkunst.

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Frank Doerr

Veröffentlicht von

Intensive Reiki-Praxis seit 1993 und beständige Fortbildung. 1998 Reiki-Meister der 6. Generation in der Linie Usui – Hayashi – Takata – Furumoto – Kindler. Von 1994 bis 2009 Mitarbeiter beim Reiki-Festival. 1996 im Gründungsteam des Reiki Magazins, seitdem Redaktionsmitglied bzw. freier Mitarbeiter. Seit 1999 Chefredakteur von Reikiland.de. Veranstalter der ReikiCon (seit 2010) sowie Gründungsmitglied von ProReiki. Publikationen: Die Reiki-Lebensregeln (Windpferd 2005), Das Reiki-Meister-Buch (Windpferd 2007). CD mit Merlin's Magic: Reiki-Elixier inkl. Booklet (Windpferd 2007).

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