Thema der 42. KW: Dunkel war es, der Mond schien helle

Alles, was nicht direkt mit Reiki oder dem Forum als solches zu tun hat und sonstwo im Forum keinen Platz findet.

Moderatoren: Elvira, AdminTeam

Benutzeravatar
Elvira
ModerationsTeam
Beiträge: 4491
Registriert: 11.09.2004, 13:02
Reiki-System: Usui Shiki Ryoho
Wohnort: Heimat der Hochöfen, Zechen und Kumpels

Thema der 42. KW: Dunkel war es, der Mond schien helle

Beitrag von Elvira »

…als Frau Sch. das Bedürfnis verspürt, das fast jeder von uns in der Nacht verspürt. Sie steht auf und geht langsam Richtung Bad. Der Bewegungsmelder geht automatisch an. Sie sieht die Kissen auf den Flurstühlen liegen und nimmt die Bezüge ab, dann sortiert sie die Topfblumen anders. Dem offen stehenden Besenschrank entnimmt sie die Kiste mit den Einweghandschuhen und zupft die Kiste leer.
Sie dreht sich um und geht ins Schlafzimmer zurück und legt sich schlafen. Das, was sie ursprünglich verspürte, hatte sich auch so erledigt. Im Flur, im Schlafzimmer, als Spuren in der Nacht.

Der Sohn, bei dem Frau Sch. wohnte, empfing mich morgens mit den Worten:“ Mutter war heute Nacht wieder aktiv gewesen. Sie wissen Bescheid. Ich habe das Gröbste schon aufgewischt.“ Dann setzte er sich an den Frühstückstisch, an dem seine Mutter vor einem Brötchen saß und mit den Krümmeln spielte. Dort aß er, las die Zeitung und ermahnte zwischendurch immer wieder seine Mutter, ihr Brötchen zu essen und den Tee zu trinken.

Es ist schon 5 Jahre her, dass ich in diesem Haushalt tätig war. Das Wort Alzheimer hatte ich mal vernommen, aber ich hatte keine Ahnung, was dahinter steckte. Ich kriegte nur sehr schnell heraus, das es einen roten Faden in diesem 4 Personenhaushalt gab, an dem sich alle zu halten hatten, auch ich. Viele Informationen über diese Erkrankung holte ich mir bei Vorträgen von der Memory-Klinik.

Da war sie, eine Frau, die nicht mehr wusste, das sie essen und trinken musste, ihre Tabletten einzunehmen hatte, das sie ab und zu auf die Toilette musste und das das Ergebnis kein Dreck war, sondern ein natürliches Produkt.

Eine 78 jährige Frau, die bei ihrem Sohn und der Schwiegertochter lebte und den ganz normalen Alltag gar nicht mehr realisierte. Die geistig so verwirrt war, das sie ihren Sohn oft mit dem Namen ihres schon längst verstorbenen Ehemannes anredete.

Eine Frau, die keine Minute mehr allein sein durfte, denn, wenn schönes Wetter war, ging sie in Schlappen raus, spazierte durch die Siedlung, in der sie seit 20 Jahren wohnte, aber zurück fand sie nicht mehr. Oder die mit bloßen Händen eine Backform aus dem heißen Backofen entnehmen wollte.

Eine Frau, die sofort reagierte, wenn einer von uns sagte:“ Es ist aber noch sehr dunkel draußen.“ Automatisch legte sie los: „Dunkel war es, der Mond schien helle, als ein Auto blitzeschnelle usw….“ Immer wieder, sobald das Wort dunkel auftauchte.

Und sie sang so gerne alte Kinderlieder. Wenn ich mit ihr allein im Haus war, sangen wir beide, ich putze dabei und sie legte mir immer wieder meine Putzlappen ordentlich zusammen. Die Strophen von „Alle Vögel sind schon da“ kriegte ich nicht mehr zusammen, aber Frau Sch. Sie lachte wie ein kleines Kind, wenn ich erstaunt guckte, welche Vögel auf einmal bei ihr alle auftauchten.

Erstaunlich und bewunderswert fand ich die Einstellung ihres 50 jährigen Sohnes. Da waren noch zwei Schwestern, aber er kümmerte sich um seine Mutter. Das war für ihn selbstverständlich. Es war auch selbstverständlich, das er sie morgens, bevor er zur Arbeit ging, wusch und anzog, sie zum Arzt fuhr, das er die Spuren der Nacht beseitigte. Und es war auch selbstverständlich, das seine Frau mit ihm an einem Strang zog.

Nach zwei Jahren verließ ich diesen Haushalt. Es kamen endlich Pfleger ins Haus.



Seit einem dreiviertel Jahr helfe ich meinen Nachbarn 14 tägig im Haushalt. Nachbarn, die mich seit fast 50 Jahren kennen, mit deren Tochter ich im Sandkasten spielte und mit deren Enkeltochter Reikigirl im Sandkasten spielte. Er ist 90 Jahre alt, sie ist 85 Jahre alt.

Im Januar warteten noch beide freitags morgens ungeduldig auf mich, schüttelten mir die Hand, erzählten mir das Neueste von Hansi, dem Wellensittich. Dann ging er auf den Dachboden seine Briefmarken sortieren und wir Frauen schmissen den Haushalt.

Im März startete ich mit einigen Nachbarn hier in der Siedlung eine Suchaktion. Abends um 18 h erzählte mir die Nachbarin, ich nenne sie hier mal Frau XY, ganz aufgeregt, ihr Mann sei verschwunden. Sie habe Mittagsschlaf gehalten, ganz lange, weil ihr Mann die Nacht stundenlang durchs Haus gelaufen ist und geräumt hat, und dann sei wohl ihr Mann verschwunden. Ich habe die Tochter informiert, die hat dann die Krankenhäuser abgeklappert, dann die Polizei angerufen und wir Nachbarn gingen schon einmal auf Suche. Leider erfolglos. Es stellte sich am nächsten Tag heraus, das der Nachbar im Krankenhaus war, aber seinen Namen nicht mehr wusste. Er ist auf einer Hauptstraße umgekippt, von Passanten ins Krankenhaus gebracht worden und dort lag er drei Tage mit leichten Schulterprellungen.

Jetzt kam aber endlich einmal Bewegung in diese Familie, die immer noch irgendwie versucht hatte, mit dem Vater und der Demenz fertig zu werden. Die einzige, die fix und fertig war, weil sie auch selber schwer krank ist, war die Ehefrau.
Herr XY wurde medikamentös neu eingestellt und es kommen jetzt Pfleger ins Haus, zweimal täglich. In der ersten Zeit randalierte er immer noch. Es ging so weit, das er abends wieder verschwand und sie nichts gemerkt hat. Herr XY kippte unterwegs um und lag in den Büschen, bis ihn morgens zwei Leute auf dem Weg zur Arbeit fanden. Übersät mit Käfern, aber heilfroh, in aufrechter Stellung zu stehen, zeigte er ihnen seinen Anglerausweis und den Kellerschlüssel.

Seine Frau wurde durch das Klopfen und Klingeln von fremden Leuten geweckt, war entsetzt, ihren Mann so dreckig zu sehen, und war gleichzeitig froh, mal eine ruhige Nacht verbracht zu haben.
Leider diskutiert sie mit ihm immer wieder und will ihm sagen, was er nicht machen soll und was verkehrt läuft. Aber er weiß ja gar nicht mehr, was er so macht.

Frisch geduscht durch die Pflegerin, einen sauberen hellen Pulli an, marschiert Herr XY in die Küche, sieht die dicken saftigen Pfirsiche und isst mit Heißhunger im Stehen einen davon. Danach leckt er sich die Finger und guckt richtig glücklich. Natürlich kleckert er und sie meckert, aber ziemlich kraftlos. Da hilft nichts, dass die Pflegerin und die Tochter ihr sagen, das dies nichts mehr bringt.

Letztens saßen beide im Wohnzimmer und warteten darauf, das ich fertig wurde und er musste auf die Toilette. Es war wieder der Tag, wo die Schwester ihn gebadet hatte. Sie sprach mit ganz leiser kraftloser Stimme: „Bitte H. denke daran, du hast zwei Hosen an, ziehe bitte beide Hosen herunter. Ich habe gerade die Wäsche fertig und du bist mal sauber. Ich kann einfach nicht mehr.“

Ich musste heftig schlucken. Da ist ein Ehepaar, das seit über 50 Jahren miteinander verheiratet ist und jetzt ist da einer der Partner, dessen Geist umnächtigt ist. Der zwar noch weiß, dass da seine Ehefrau ist, der aber seinen Tagesablauf nur noch mit Hilfe bewältigen kann. Und zum Teil ruhig gestellt ist, durch Medikamente.


Was ist das noch für ein Leben für beide Partner? Einer ist im HIER und JETZT und der andere lebt viel in der Vergangenheit.

Warum ziehen sich die Alzheimer-Patienten aus der Realität zurück?

Was habt ihr für Erfahrungen mit Alzheimer-Patienten gemacht?

Ich muß noch dazu sagen, ich bewundere die enorme Kraft der Angehörigen.

Den Anfangssatz jetzt einmal anders: Dunkel ist es, doch der Mond scheint hell. Positives und Negatives in einem Satz.

In diesem Sinne
liebe Grüße von
der Wochenthemen-Kathi
Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon längst verloren.
Indira 2007
Reiki-Glühwürmchen
Beiträge: 8
Registriert: 14.09.2007, 18:41
Wohnort: Mülheim- Ruhr

Beitrag von Indira 2007 »

Hallo Kathi,
ein sehr schönes Wochenthema das diu hier angesprochen hast.
Ich finde du hast es mit sehr viel Gefühl und vor allem Respekt geschrieben. Und genau das ist der Punkt. Ich habe als Krankenschwester sehr viel Erfahrung mit Alzheimer Patienten oder auch demenzkranken Patienten und habe leider die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen sehr respektlos mit Alzheimerkranken umgehen.
Meine Meinung dazu: Es handelt sich in der Regel um ältere Menschen, die ihr Leben gelebt haben und viel für unsere Gesellschaft getan haben. Vergesslichkeit ist immer ein aktiver Prozeß, denn diese Menschen werden nicht vergessen, sondern vergessen selbst( hat mir ein Psychologe einmal sehr ausführlich erklärt).
Aus welchen Gründen sie vergessen, weiß man als Außenstehender nicht, aber ich finde man sollte diese Entscheidung akzeptieren.
Und vor allem sollte man es als ihre Entscheidung ansehen.
Was ist das für ein Leben für die Ehepartner, fragst du? ich glaube es ist genau das Leben das die Beiden sich bereitet haben. Warum zieht der eine sich zurück aus der Reaität? Kann man wohl nicht beantworten, aber es gibt viele Methoden sich zurück zu ziehen und Vergesslichkeit ist eine davon.
Außerdem haben wir doch alle unsere eigene Realität. Jedenfalls habe ich gemerkt, dass Alzheimer Patienten sehr glücklich sind, wenn man sie in ihrer Realität lässt, aber aggressiv werden wenn man ihnen ständig erzählt ihre Realität sei falsch. Welche ist denn überhaupt richtig?
Ich kenne Ehepartner die nicht mit der Situation zurecht kommen und ich kenne Paare die glücklich leben.
Die unglücklichen üben einen Machtkampf aus und bestehen auf ihr Recht.
Die glücklichen akzeptieren den Wandel und leben in einer anderen Welt.
Häufig in einer Welt in der ausschließlich Gefühle von Bedeutung sind.
Wenn wir in unserer Welt mehr Gefühle akzeptieren würden, vielleicht müssten sich dann nicht so viele ältere Menschen von unserer Realität zurückziehen????
Eine schöne Woche noch deine Indira
Wenn du etwas erleben möchtest was du noch nie erlebt hast, dann tu etwas was du noch nie getan hast :)
Benutzeravatar
Rica
Reiki-Sonne
Beiträge: 2057
Registriert: 10.02.2002, 02:00

Beitrag von Rica »

Liebe Kathi,
du hast als Laiin unheimlich treffend und warmherzig deine Erfahrungen mit Demenzerkrankten beschrieben. Schon allein dafür gebührt dir großes Lob, und ich würde dir gern eine "1" anschreiben in Emphatie, sozialer Kompetenz, Beobachtungsgabe, Berichterstattung, Nachbarschaftshilfe und überhaupt. :D

Bei meinen Eltern ist es so ähnlich.
Meinem Vater wurde HOPS bescheinigt = Hirnorganisches Durchgangssyndrom. Auch eine Demenzform. Kann eine Vorstufe von Alzheimer sein, was ich befürchte, weil meine Oma - seine Mutter - das auch hatte.
Meiner Mutter habe ich schon zig mal erklärt, dass sie mit ihm nicht mehr streiten soll, da er sie ohnehin nicht versteht oder sich ungerecht behandelt fühlt. Sie kann seinen Zustand nicht akzeptieren, wodurch sie natürlich auf Dauer genervt ist, zumal sie eine sehr ordnungsliebende und fast übertrieben saubere Person ist. Meckern und laut zurechtweisen, sogar vor anderen Leuten!, ist an der Tagesordnung.
Momentan bin ich am liebsten einzeln mit ihnen zusammen, weil es kaum auszuhalten ist.

In meinem Beruf als Altenpflegerin fällt es mir wesentlich leichter, mit den Erkrankten umzugehen, weil ich da die persönliche Distanz dazu haben. Ich bin hier auch zugezogen, so dass ich auch niemanden meiner Heimbewohner irgendwie von früher kenne und da eine Beziehung bestünde. Das macht es leichter. Ich lerne sie erst mit der Krankheit kennen und "verbrauche" sie so, wie sie sind.
Aus diesem Grund ist es oft doch ganz angebracht, dass die dementiell Erkrankten - jedenfalls die mit der hohen Einstufung des Demenzgrades - von anderen Menschen betreut werden oder sogar in einer geeigneten Einrichtung leben, damit sie besser betreut und versorgt werden können.

Ich habe grade gestern von meiner Chefin 3 Videos bekommen zum Auffrischen des Gelernten, die zum Thema passen:
- Integrative Validation - Brücken bauen in die Welt dementiell Erkrankter
- Aufbruch in die Vergangenheit - 10-Minuten-Aktivierung mit Verwirrten
als therapeutische Intervention

Wenn alles klappt, werde ich in naher Zukunft berufsbegleitend den Lehrgang zur gerontopsychiatrischen Pflegefachkraft besuchen, womit ich dann hoffentlich noch bessere Möglichkeiten kennenlerne, um mit Alzheimer-Patienten umzugehen und ihnen das Leben noch sinnvoll zu gestalten.

Ich freue mich, dass du, liebe Kathi, dieses Thema aufgenommen hast, weil ich es wichtig finde, dass ALLE unsere Mitmenschen darüber Bescheid wissen und die Kranken auf liebevolle Art auch angenommen werden.

Der Beitrag von Indira hat mich auch sehr angesprochen.

Ganz liebe Grüße von Rica
[color=violet][b]Nur wer nicht ganz dicht ist, kann für alles offen sein. [/color][/b][img]http://www.world-of-smilies.com/html/images/smilies/love/liebe20.gif[/img][img]http://www.world-of-smilies.com/html/images/smilies/love/liebe26.gif[/img]
Benutzeravatar
Mondsteinfrau
Reiki-Laterne
Beiträge: 140
Registriert: 24.11.2005, 19:14

Beitrag von Mondsteinfrau »

Liebe Kathi,

auch wenn es nicht das aktuelle Wochenthema ist, so möchte ich dazu noch etwas schreiben.

Es war ein hektischer Tag, ich eilte nach der Arbeit noch in die Stadt - und da ich Parkgebühren sparen wollte, parkte ich am Innenstadtrand um durch den Park (dauert normalerweise gerade mal 10 Minuten, ist ein wunderschöner Park) in die Stadt zu eilen.

Am See ging ich an einem älteren Mann, der im Rollstuhl sass vorbei. Hinter dem Rollstuhl stand eine Frau in mittleren Jahren, sehr abgehärmt.

Plötzlich drehte sich der alte Mann um und rief, nein schrie fast hinter mir her: Marlena! Marleeena! Marrleeeenaaaa!!!!!! Ich guckte nur erstaunt, hatte es aber eilig - musste noch einiges besorgen - und ging weiter. Da rannte dann die Frau hinter mir her und rief "BITTE! BITTE!!!! BLEIBEN SIE STEHEN!!!!!".

Sie erzählte mir, dass ihr Vater demenzkrank sei - und so gut wie seit 8 Jahren nicht mehr gesprochen noch sonst irgendeine Regung gezeigt hätte. Marlena sei seine erste Frau gewesen, die im Krieg bei einem Bombenangriff umkam, erst nach dem Krieg habe er ihre Mutter geheiratet, die aber nun auch schon tot sei.

Ich ging mit zu dem Mann - Tränen liefen ihm übers Gesicht - immer wieder sagte er "Marlena, Marlena, ich danke dem lieben Gott. Ich hab mir so gewünscht, Dich nocheinmal zu sehen - und er wollte aufstehen um mich zu umarmen. Ich konnte gar nicht anders, als auf die Knie gehen und ihn umarmen und feste drücken. Er hielt mich ganz fest und weinte bestimmt zehn minuten lang. Dann lächelte er ganz glücklich und sagte: ich hab gewusst, dass Du mich nochmal besuchen kommst. Schau, das hab ich immer aufbewahrt. Er kramte aus seiner Jackentasche ein uraltes Portemonnaie und brauchte lange, bis er ein vergilbtes Foto herauszog - es war in den zwanziger Jahren aufgenommen worden und zeigte eine junge Frau. Aber jetzt kommt das gruselige, liebe Kathi - die Frau auf dem fast 90 Jahre alten Foto sah wirklich fast genauso aus wie ich.

Ich bin an dem Tag nicht mehr einkaufen gegangen, sondern setzte mich mit den beiden in ein nahegelegenes Kaffee und hörte dem Mann zu, wie er erzählte und mich dabei immer wieder anstrahlte. Irgendwann wurde er müde und schlief mitten im Satz ein, aber mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht.

Seine Tochter war völlig perplex - sie meinte "in den letzten 2 Stunden hat er mehr gesprochen als in den letzten 8 Jahren". Und Lächeln sehen hab ich ihn auch nicht mehr, seitdem meine Mutter tot ist.

Ich gab ihr meine Telefonnummer - hörte aber nichts mehr. Erst 2 Monate später rief sie mich an, dass ihr Vater gestorben wäre - seit dem Nachmittag hätte er nicht mehr gesprochen, auch nicht mehr nach mir gefragt, genau wie vorher auf nichts reagiert - aber seitdem immer ganz glücklich und zufrieden vor sich hingestarrt. Das Lächeln sei bis zum Schluss - als er starb - in seinem Gesicht geblieben - dafür danke sie mir sehr, dass ich "mitgespielt" hatte.

Wenn ich an diese Geschichte denke, läuft es mir immer noch ganz komisch den Rücken runter.

Aber ich bin froh, dass mir es wichtiger war, meine Einkäufe Einkäufe sein zu lassen und der verwirrten Seele dieses Mannes etwas gutes zu tun. In seiner Welt und Wahrnehmung war ich "Marlena" - und diese 2 Stunden meiner Zeit waren für mich wenig - aber für ihn die ganze Welt.

Lieben Gruss, Mondsteinfrau
[i]
[color=indigo][size=75]Vergiss es nicht,
mein wildes Herz.
Und liebe sehnlich jede Lust.
Und liebe auch den bittern Schmerz,
Eh du für immer ruhen mußt.[/size][/i]

[size=59](Hermann Hesse)[/size][/color]
Benutzeravatar
Elvira
ModerationsTeam
Beiträge: 4491
Registriert: 11.09.2004, 13:02
Reiki-System: Usui Shiki Ryoho
Wohnort: Heimat der Hochöfen, Zechen und Kumpels

Beitrag von Elvira »

Danke Michaela! Das ist so ein wundervolles Erlebnis, an dem du uns teilhaben läßt. Mußte einfach auch Heulen beim Lesen.
Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon längst verloren.
Benutzeravatar
kira2312
Reiki-Kerze
Beiträge: 71
Registriert: 30.09.2007, 19:55
Wohnort: Nettetal

Beitrag von kira2312 »

Ich habe auch Tränen in den Augen!
Ich glaube es ist sehr schwer als Angehöriger mit dieser Krankheit fertig zu werden.

Licht und Liebe kira
Benutzeravatar
Mariechen
Reiki-Fackel
Beiträge: 293
Registriert: 01.09.2003, 19:45

Beitrag von Mariechen »

Danke Mondsteinfrau.

Auch ich arbeite täglich mit dementen Menschen.

Ich heule gerade - das ist solch ein wundervolles Beispiel.

Vielen Dank und auch danke, dass du Deine Zeit dem Mann geschenkt hast.

Herzliche Grüße,

Marie
Elli
Reiki-Kerze
Beiträge: 84
Registriert: 25.10.2004, 18:58
Wohnort: Freiburg

Beitrag von Elli »

Liebe Mondsteinfrau,

mich hat Deine Geschichte auch zu Tränen gerührt! Wirklich wunderschön!

Liebe Grüße
Elli
Benutzeravatar
Lehrling
Redaktion Reikiland
Beiträge: 2694
Registriert: 01.03.2003, 22:49
Reiki-Verband: keine
Reiki-System: Reiki nach Usui
Wohnort: bei Bielefeld

Beitrag von Lehrling »

Danke, Mondsteinfrau!



liebe Grüße
Lehrling
Wer den Ruf eines Frühaufstehers hat, kann getrost bis Mittag im Bett liegen.
Sprichwort

Love is all we need
Benutzeravatar
Engelsgleiche
Reiki-Sonne
Beiträge: 1843
Registriert: 06.03.2003, 17:59

Beitrag von Engelsgleiche »

Auch mich hat das sehr berührt,vielen Dank Mondsteinfrau!
Gruß Engelsgleiche
Es gibt Leute, die nur aus dem Grund in jeder Suppe ein Haar finden, weil sie davor sitzen und solange den Kopf schütteln, bis eines hinein fällt.

Christian Friedrich Hebbel
Benutzeravatar
Mondsteinfrau
Reiki-Laterne
Beiträge: 140
Registriert: 24.11.2005, 19:14

Beitrag von Mondsteinfrau »

*ooooohhhhhh* Ich wollte niemanden traurig machen.....aber ich geb zu, beim Schreiben kullerten mir auch ein par Tränen der Rührung auf meine Tastatur. Und das verwirrendste habe ich Euch noch gar nicht erzählt - weil ich dachte, das glaubt mir eh keiner, weil es so mystisch ist. (Hm, aber an Reiki glauben ja auch einige nicht und dennoch "existiert" es). Gut, Euch gegenüber traue ich mich, auch noch den Rest dieses Nachmittags zu erzählen und mache Euch hiermit auch dieses Geschenk - ich glaube, ich habe es bislang nur ein oder zwei Menschen erzählt.

Denn wisst Ihr, was das eigentümliche war? Diese "Marlena" - die seit gut 60 Jahren tot war, hatte wirklich viele Gemeinsamkeiten mit mir - der alte Mann erzählte ja in dem Cafe so einiges....sie hatte die gleichen Lieblingsblumen wie ich, liebte Katzen über alles und trank ihren Kaffee genau wie ich nur mit Milch. Aber jetzt kommt das absolut unglaubliche:

der alte -demenzkranke Mann- fing an, mit den Worten "weisst Du noch, Dein Lieblingsgedicht? Ich hab es Dir oft an Deinem Grab aufgesagt - hast Du es gehört? (komischerweise stellte die Tatsache, dass er "mich" beerdigt hatte, oft an meinem Grab gewesen war und ich über 60 Jahre später mit ihm "in meiner jungen Gestalt" in einem Cafe sass, keinen Widerspruch dar...*lächel*)

- und er fing an an zu deklamieren - er - der schon seit Jahren keinen einzigen zusammenhängenden Satz gesagt hatte - und wie mir seine Tochter später, als er eingeschlafen war sagte - sich nicht einmal mehr an die Begriffe für "Zucker" oder "Kaffee", manchmal sogar nichtmal an den Namen seiner eigenen Tochter - oder dass sie seine Tochter war (!) erinnern konnte:


"Ja ich sehne mich nach dir. Ich gleite
mich verlierend selbst mir aus der Hand,
ohne Hoffnung, daß ich Das bestreite,
was zu mir kommt wie aus deiner Seite
ernst und unbeirrt und unverwandt.

... jene Zeiten: O wie war ich Eines,
nichts was rief und nichts was mich verriet;
meine Stille war wie eines Steines,
über den der Bach sein Murmeln zieht."


Er schaute mich glücklich an und wollte mit seiner in diesem Moment sehr klaren und alles andere als gebrochenen Stimme fortfahren. Aber mir war schon bei der ersten Zeile des Gedichtes richtig unheimlich geworden - denn dieses Gedicht - "Die Liebende"- ist schon seit jeher eines meiner absoluten Lieblingsgedichte von Rainer Maria Rilke, welches ich schon als junges Mädchen auswendig gelernt habe. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter und ich musste anfangen, zu weinen. Ich legte ihm die Hand auf den Arm, um ihn zu unterbrechen und sagte - ich schwöre, ich weiss nicht mehr warum ich das sagte - dieser Satz stand einfach in meinem Inneren in diesem Moment ganz klar vor mir -

"Ja, ich habe es gehört und ich habe all die Jahre immer in Liebe an Dich gedacht"

- dann sprach ich für ihn weiter zu ihm die letzen Zeilen des mir gut bekannten und von mir geliebten Gedichts, während mir die Tränen übers Gesicht liefen:


"Aber jetzt in diesen Frühlingswochen
hat mich etwas langsam abgebrochen
von dem unbewußten dunkeln Jahr.
Etwas hat mein armes warmes Leben
irgendeinem in die Hand gegeben,
der nicht weiß was ich noch gestern war."


Er war soo unglaublich glücklich. Ich glaube, rückblickend betrachtet - ich habe noch nie so ein inneres Leuchten bei einem Menschen gesehen wie in diesem Momen bei diesem alten -ansonsten so verwirrten- Mann. Ich dachte wirklich, seine Tochter hätte das mit der Demenz nur erzählt - denn er wirkte so klar auf mich - so präsent - trotz der Tatsache, dass er mich für seine verstorbene Frau hielt, so im Hier und Jetzt. Und auch mich berührte das so stark - ich fühlte mich in diesem Moment mit seiner Seele verbunden - obwohl ich sonst nicht das geringste über ihn wusste und er mir eigentlich völlig fremd war.

Als ich die letzte Zeile des Gedichtes aufsagte, war der Moment, wo auch seine Tochter - die bislang ziemlich still und abweisend neben uns sass, völlig verwirrt von ihres Vaters Erzählung, anfing zu weinen und mir zuflüsterte "WIE - WIE in Gottes Namen konnten Sie das wissen?"

Ich weiss es bis heute nicht, warum und wieso. Und ich denke, manche Dinge kann man einfach nicht erklären. Ich bin ja ansonsten nicht so "esoterisch" - aber ich glaube, in diesem Moment wurden wir beide - er und ich - von einem Engel berührt.

Ich muss gerade richtig weinen, wenn ich daran denke.....Danke Euch - und lieben Dank liebe Kathi fürs Erinnerung-Anstupsen- ich habe schon Jahre nicht mehr an diese Begegnung und diese unerklärliche Liebe und Verbundenheit, die ich in diesem Moment für ihn und mit ihm empfand, gedacht.

Es war ein so vollkommener Augenblick, wie es wohl nur ganz wenige im Leben gibt. Entschuldige bitte, liebe Kathi - ich glaube, eigentlich passt der Beitrag gar nicht zu Deinem Wochenthema...

Lieben - im Moment gerade sehr gerührten- Gruss von der Mondsteinfrau *nachdenklich-schau*
[i]
[color=indigo][size=75]Vergiss es nicht,
mein wildes Herz.
Und liebe sehnlich jede Lust.
Und liebe auch den bittern Schmerz,
Eh du für immer ruhen mußt.[/size][/i]

[size=59](Hermann Hesse)[/size][/color]
Benutzeravatar
Lehrling
Redaktion Reikiland
Beiträge: 2694
Registriert: 01.03.2003, 22:49
Reiki-Verband: keine
Reiki-System: Reiki nach Usui
Wohnort: bei Bielefeld

Beitrag von Lehrling »

Liebe Mondsteinfrau,
Du bist erst nach dem Krieg geboren, vermute ich jetzt mal.
Ich würde es nicht für unmöglich halten, daß es da irgendwelche Verbundenheiten über die Seele gibt und ich halte es auch nicht für gruselig oder so, sondern für sehr schön und herzerwärmend.

Ich finde es sehr menschlich, menschlich in seiner besten Bedeutung.

liebe Grüße
Lehrling
Wer den Ruf eines Frühaufstehers hat, kann getrost bis Mittag im Bett liegen.
Sprichwort

Love is all we need
Benutzeravatar
Mondsteinfrau
Reiki-Laterne
Beiträge: 140
Registriert: 24.11.2005, 19:14

Beitrag von Mondsteinfrau »

Lehrling hat geschrieben: Du bist erst nach dem Krieg geboren, vermute ich jetzt mal.
Yupp, ich bin Jahrgang 68.
Ich würde es nicht für unmöglich halten, daß es da irgendwelche Verbundenheiten über die Seele gibt und ich halte es auch nicht für gruselig oder so, sondern für sehr schön und herzerwärmend.

Ich finde es sehr menschlich, menschlich in seiner besten Bedeutung.
Ja das ist es. Danke für Deine lieben Worte.

Lieben Gruss, Mondsteinfrau
[i]
[color=indigo][size=75]Vergiss es nicht,
mein wildes Herz.
Und liebe sehnlich jede Lust.
Und liebe auch den bittern Schmerz,
Eh du für immer ruhen mußt.[/size][/i]

[size=59](Hermann Hesse)[/size][/color]
Benutzeravatar
ginger
Reiki-Feuer
Beiträge: 666
Registriert: 16.05.2005, 11:49
Wohnort: Hamburg

Beitrag von ginger »

Liebe Mondsteinfrau/Michaela/Marlena :wink:

ich bekam auch mehrmals Gänsehaut als ich das gelesen habe.
Es geschehen doch noch wunderbare Dinge. Ob das mit dem Gedicht "Zufall" ist ? Kann es nicht einfach sein, dass Du in Deinem vorigen Leben diese Frau warst ? Das war mein 1. Gedanke dabei.

Liebe Grüße
Ginger
Tu alles im Sinne des Loslassens. Erwarte weder Lob noch Gewinn. Wenn du wenig loslässt, wirst du wenig Frieden haben, wenn du alles loslässt, wirst du wissen was Freiheit und Frieden wirklich sind. Deine Kämpfe mit der Welt werden zu Ende sein.
(Achaan Chaa)
Benutzeravatar
Rica
Reiki-Sonne
Beiträge: 2057
Registriert: 10.02.2002, 02:00

Beitrag von Rica »

... und alle deine Namen fangen mit "M" an...
meine Tränen rollen grade, und die Gänsehaut will gar nicht wieder weichen...

Tausend Dank für diese anrührende Geschichte.

Ich kenne solche Momente aus meiner Arbeit in der Pflege,
und sie begegnen mir häufiger als je vorher in meinem Leben,
als ich nicht so intensive Kontakte hatte.
Es sind wirkliche Wunder.
Mir geben sie irgendwie Hoffnung.
Worauf eigentlich? *nachdenk*
Dass wir alle eins sind.
Und dass das ab und an noch jemand wirklich bemerkt.

Liebe Mondsteinfrau, du hast dich wunderbar auf die Gefühlsebene dieses alten Mannes eingestellt.
Es gibt Menschen, die müssen dafür eine Berufsausbildung machen.
Das Fachwort heißt "Validation".
Ich habe großen Respekt vor dir. :D

Viele Menschen haben wohl öfter so Eingebungen, wie sie hier und dort mal in eine Situation helfend eingreifen können, wagen aber aus irgendwelchen Gründen nicht, diesem nachzugehen.

Alles, alles Liebe für dich,
Rica
[color=violet][b]Nur wer nicht ganz dicht ist, kann für alles offen sein. [/color][/b][img]http://www.world-of-smilies.com/html/images/smilies/love/liebe20.gif[/img][img]http://www.world-of-smilies.com/html/images/smilies/love/liebe26.gif[/img]
Benutzeravatar
Mondsteinfrau
Reiki-Laterne
Beiträge: 140
Registriert: 24.11.2005, 19:14

Beitrag von Mondsteinfrau »

ginger hat geschrieben:Kann es nicht einfach sein, dass Du in Deinem vorigen Leben diese Frau warst ? Das war mein 1. Gedanke dabei.
Liebe Ginger,

kleine Vorbemerkung vorneweg:

es gibt einige andere Leben, vor viel viel längerer Zeit, an die ich ganz klare Erinnerungsmomente habe bzw. Orte, an denen ich "innerlich austickte" - d.h. noch vor ich diese Orte betrat, wusste ich, wie das Innere aussah - bis ins kleinste Detail vorher nie von mir gesehener Wandmalereien und Mosaike (die mehrere tausend Jahre alt waren), fand mich blind an mir völlig unbekannten Orten zurecht, konnte - ohne dass ich mich später daran erinnern konnte, mir unbekannte Schriftzeichen lesen und übersetzen.

Meine Verstandesebene hat dies lange nicht verstanden, irgendwann habe ich es einfach akzeptiert. Genau wie die Tatsache, dass mir auch schon Menschen begegnet sind, die ich aus einem früheren Leben kenne.

Damit will ich Dir sagen: ich bin offen für derlei Gedanken. An diesen Mann jedoch habe ich keinerlei solcher Erinnerungen. Und dennoch....ich weiss nicht, wie ich es beschreiben soll - uns umgab eine Schwingung an diesem Nachmittag. Was vermutlich schon damit begann, dass ich eben nicht - wie sonst, wenn ich Zeitdruck hatte ins Parkhaus fuhr, sondern abseits der Stadtmitte am Parkrand parkte. Obwohl die Zeit knapp war, hatte ich vorher so ein Bauchgefühl, dass ich dies tun musste - obwohl es nicht logisch erschien. Dass ich einen anderen Weg als üblich durch den Park nahm.

Also doch kein Zufall? Ich weiss es nicht. Vielleicht war ich an diesem Tag einfach vom lieben Gott dazu ausersehen, für diesen alten Mann ein Engel zu sein und ihm das Gefühl von Liebe, Glück und Hoffnung zu geben - damit er in innerlichem Frieden von dieser Welt loslassen konnte.

Ich hab keine Erklärung dafür. Aber es beweist mir, wie wichtig es manchmal ist, auf meine ureigenste Intuition und innere Hellsichtigkeit zu hören - was einer im praktischen Leben von ihrer klassischen Ausbildung und Profession ganz logisch orientierten IT-Beraterin wie mir früher überhaupt nicht leicht fiel und was ich erst wieder erlernen musste.

Lieben Gruss, Mondsteinfrau / Michaela
Zuletzt geändert von Mondsteinfrau am 27.10.2007, 19:41, insgesamt 1-mal geändert.
[i]
[color=indigo][size=75]Vergiss es nicht,
mein wildes Herz.
Und liebe sehnlich jede Lust.
Und liebe auch den bittern Schmerz,
Eh du für immer ruhen mußt.[/size][/i]

[size=59](Hermann Hesse)[/size][/color]
Benutzeravatar
Mondsteinfrau
Reiki-Laterne
Beiträge: 140
Registriert: 24.11.2005, 19:14

Beitrag von Mondsteinfrau »

Rica hat geschrieben:... und alle deine Namen fangen mit "M" an...
Uffa. Jetzt wo Du es sagst.
Tausend Dank für diese anrührende Geschichte.
Ist mir nicht leicht gefallen - man wird ja bei sowas immer gleich für "verrückt" gehalten - aber Eure Reaktionen zeigen mir, dass man derlei Erlebnisse ruhig öfters mit anderen Menschen teilen sollte.
Es sind wirkliche Wunder.
Davon gibt es mehr, als man denkt, glaubt. Man muss nur genau hinschauen und hin(ein)fühlen....
Mir geben sie irgendwie Hoffnung.
Worauf eigentlich? *nachdenk*
Dass wir alle eins sind.
Das hast Du soo schön gesagt. Mir geht es ebenso.
Es gibt Menschen, die müssen dafür eine Berufsausbildung machen.
Das Fachwort heißt "Validation".
Davon habe ich noch nie gehört. Ich hatte dieses ausgeprägte Talent, mich in andere hineinzuversetzen und ihren "Energiekörper" nicht nur zu sehen, sondern auch zu spüren bereits als Kind, meine Mutter hatte derlei "Fötz" (wie sie sagte, als ich mal als Kind sagte, "da kommt die Tante mit der grünen Wolke um sich rum" - weil ich ihre Aura klar sehen konnte) aber regelrecht über mehrere Jahre hinweg systematisch aus mir herausgeprügelt. Ulkigerweise fast zeitgleich mit meinem Reikiweg kam die "Wiederentdeckung" dieser bislang nur in einzelnen Momenten schemenhaft zu Tage getretenen Wahrnehmung. Ich kanns nicht immer, ich muss dazu ganz in meiner Mitte sein - aber grundsätzlich fällt es mir sehr leicht, die Wunden und tatsächlichen Sehnsüchte meiner Mitmenschen zu erspüren und - wenn ich das möchte und ihnen das Geschenk machen kann - dazu in Resonanz zu gehen.
Ich habe großen Respekt vor dir. :D
*ähm* *dochnichdafür* *huch* *rotwerd* Es ist ein Talent, eine Gabe - die ich mir nicht erarbeitet habe (nur den erneuten Zugang dazu) - für Geschenke kann man nur dankbar sein, aber man sollte sich von Stolz darüber fernhalten :oops:
Alles, alles Liebe für dich,
Danke, für Dich auch.

Lieben Gruss, MMM :knuddel:
[i]
[color=indigo][size=75]Vergiss es nicht,
mein wildes Herz.
Und liebe sehnlich jede Lust.
Und liebe auch den bittern Schmerz,
Eh du für immer ruhen mußt.[/size][/i]

[size=59](Hermann Hesse)[/size][/color]
Benutzeravatar
fredi
Reiki-Feuer
Beiträge: 968
Registriert: 05.07.2002, 20:22
Wohnort: Strausberg
Kontaktdaten:

Beitrag von fredi »

Oh diese Geschichte - sie ist wirklich sehr rührend. Mir liefen gerade auch die Tränen übers Gesicht.
Es war ein so vollkommener Augenblick, wie es wohl nur ganz wenige im Leben gibt.
Ich weiss ganz genau was Du meinst. Solch einen perfekten Moment kenne ich auch. In diesem Moment realisiert man, dass es nichts schöneres, nichts besseres, nichts glücklicheres mehr gibt und - dieser Moment er kommt einem so vor wie die Ewigkeit - und wenn man jetzt gehen würde, dann wäre es ok.
Ich bin nicht die Signatur, ich putz hier nur !
Benutzeravatar
ginger
Reiki-Feuer
Beiträge: 666
Registriert: 16.05.2005, 11:49
Wohnort: Hamburg

Beitrag von ginger »

Liebe Mondsteinfrau Michaela :lol:

wenn Du bei diesem Mann nicht das Gefühl hattest, ihn aus einem früheren Leben zu kennen, dann war es wahrscheinlich wirklich so, dass ein Engel Euch zusammengeführt hat an diesem Tag. Schön, was Du schon so alles in dieser Hinsicht erlebt hast.
Diese besonderen Momente sind das wirkliche Leben....

:engel:

Liebe Grüße
ginger
Tu alles im Sinne des Loslassens. Erwarte weder Lob noch Gewinn. Wenn du wenig loslässt, wirst du wenig Frieden haben, wenn du alles loslässt, wirst du wissen was Freiheit und Frieden wirklich sind. Deine Kämpfe mit der Welt werden zu Ende sein.
(Achaan Chaa)
Benutzeravatar
Mondsteinfrau
Reiki-Laterne
Beiträge: 140
Registriert: 24.11.2005, 19:14

Beitrag von Mondsteinfrau »

ginger hat geschrieben:Liebe Mondsteinfrau Michaela :lol:

wenn Du bei diesem Mann nicht das Gefühl hattest, ihn aus einem früheren Leben zu kennen,
Was ja nicht heisst, dass es nicht so sein muss. Die Übereinstimmungen wie gleiche Vorlieben und auch noch dieses Gedicht - mit der toten Marlena machen mich natürlich schon nachdenklich. Und in dem Moment in diesem Cafe fühle ich vollkommene Liebe für ihn. Keine Ahnung, vielleicht war in dem Moment Marlenas Seele in mir - oder sie ist ein kleiner Teil meiner Seele. Das ist alles so verwirrend und ich versuchs eigentlich auch nicht wirklich, zu begreifen.
dann war es wahrscheinlich wirklich so, dass ein Engel Euch zusammengeführt hat an diesem Tag. Schön, was Du schon so alles in dieser Hinsicht erlebt hast.
Ich bin der festen Überzeugung, jeder erlebt so etwas oder hat die Chance dazu. Es kommt drauf an, wie "verkrustet" derjenige Mensch ist, ob er mit offenen Augen - und was viel wichtiger ist - mit offener Seele diese - ich nenns jetzt mal - "Schwingungen der Liebe" - die UNS ALLE umgeben- sehen und fühlen kann. Der ganz normale Wahnsinn, den die meisten Menschen "Alltag" nennen hält uns nur zu leicht davon ab, hinter den Schleier des Verstandes in unsere Seele und Gefühle hineinzuschauen.


Kleiner Exkurs zum Thema "aberlerntes Vertrauen in unsere eigenen Kräfte bzw. in die des Körpers / der eigenen Wahrnehmung":

wie sagte mir gestern ein befreundeter Arzt (ist studierter Mediziner, praktiziert aber mit vielen alternativen Heilmethoden) - "weisst Du - es gibt feinstoffliche Energien, die vertehen die Menschen nicht - aber das ist auch nicht wichtig - wichtig ist, dass sie funktionieren." Und er erzählte mir, dass die Pharmaindustrie weitaus mehr Gelder für Marketing als für Forschung ausgibt - muss man sich mal vorstellen. Er brachte ein gutes, aber nachdenkliches Statement zu diesem Thema - "Die Leute sind schon so "geprägt", dass sie sich in jede erdenkliche Quälerei oder Apparatur bedenkenlos hineinbegeben - von der sie auch nicht wissen, wie sie funktioniert - aber da vertrauen sie eben. D.h. die alternativen Methoden können genausogut funktionieren wie die "traditionellen" - aber man muss sich eben darauf einlassen können.")

Diese besonderen Momente sind das wirkliche Leben....
Das nehm ich jetzt mal als das Wort zum Sonntag.

Lieben Gruss nochmal, Mondsteinfrau
[i]
[color=indigo][size=75]Vergiss es nicht,
mein wildes Herz.
Und liebe sehnlich jede Lust.
Und liebe auch den bittern Schmerz,
Eh du für immer ruhen mußt.[/size][/i]

[size=59](Hermann Hesse)[/size][/color]
Benutzeravatar
Rica
Reiki-Sonne
Beiträge: 2057
Registriert: 10.02.2002, 02:00

Beitrag von Rica »

Liebe M,
und doch hab ich großen Respekt vor dir,
weil es auch Professionelle gibt, die das Validieren gelernt haben,
das aber nicht umsetzen können.
Darum lass mich dich doch einfach mal bestaunen und beloben.

... und übrigens, hier passt wieder ein Kathi-Wort:
"Bleib so, wie du werden solltest!"

Grüßlis von Rica
[color=violet][b]Nur wer nicht ganz dicht ist, kann für alles offen sein. [/color][/b][img]http://www.world-of-smilies.com/html/images/smilies/love/liebe20.gif[/img][img]http://www.world-of-smilies.com/html/images/smilies/love/liebe26.gif[/img]
Benutzeravatar
Elvira
ModerationsTeam
Beiträge: 4491
Registriert: 11.09.2004, 13:02
Reiki-System: Usui Shiki Ryoho
Wohnort: Heimat der Hochöfen, Zechen und Kumpels

Beitrag von Elvira »

Ich war wieder bei meinen Nachbarn, wo er demenzkrank ist. Er erkennt mich seit zwei Monaten nicht mehr. Wenn ich komme, meint er immer, ich sei die Pflegerin.

Und seine Ehefrau hat den "Kampf" bzw. das Diskutieren mit ihm immer noch nicht aufgegeben. Sie steckt da soviel Energie hinein, Energie, die sie für ihr schwaches Herz braucht. Und er kriegt kaum noch was davon mit.

Es war letzten wieder sehr heftig. Nachdem sie zu Ende geschimpft hatte, ging sie an ihre Hausarbeit und der Pfleger badete meinen Nachbarn.

Nachdem mein Nachbar frischgeduscht in seinem Sessel saß, setzte seine Frau sich dazu. Sie setzte sich mit einem Laut hin, der zeigte: "Ich kann nicht mehr, ich brauche Ruhe. Und ich brauche ganz viel Kraft."

Und ganz leise und vorsichtig ertönte von ihm der Satz: "Bist du krank?"
Er kriegt zwar so gut wie nichts mehr mit, aber die Bande der Ehe (vielleicht auch schon 60 Jahre) lassen auch ihn nochmal hellhörig werden und im HIER und JETZT auftauchen.

LG
Kathi
Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon längst verloren.
Benutzeravatar
Elvira
ModerationsTeam
Beiträge: 4491
Registriert: 11.09.2004, 13:02
Reiki-System: Usui Shiki Ryoho
Wohnort: Heimat der Hochöfen, Zechen und Kumpels

Beitrag von Elvira »

Ich war heute wieder bei oben genanntem Nachbarn. Er liegt seit Montag im Krankenhaus. Sie ist allein zu Hause.

Ich war im letzten halben Jahr am Überlegen, ob ich in diesem Haushalt weiter arbeiten möchte. Ist ja nur für 4 Stunden im Monat. Das Haus ist sehr uringeschwängert und sie ist so viel am Schimpfen. Schweigen

Aber im Stich lassen möchte ich die beiden auch nicht.

Dabei bekommt er doch gar nichts mehr mit. Und jetzt hat sie einfach mal seit ein paar Tagen Ruhe. Sie ist selbst sehr krank.

Da guckt sie mich ganz traurig an und sagt:"Ich will, das er wieder nach Hause kommt, auch wenn mir alles so schwer fällt, aber allein bleiben kann ich nicht." Tränen runterschluck

Soviel Liebe ist da drinnen, tief drinnen, nur nach außen ... . Seit ich sie kenne und das seit 50 Jahren, ist sie ein Drachen......

Und dann kam noch die Aussage:"Und Hansi ist tot, letzte Woche von der Schaukel gefallen. Ach Frau Kathi, bei uns ist im Moment der Wurm drin."

Ich habe versucht, sie mit Worten zu trösten. In den Arm nehmen konnte ich sie nicht.

Ich habe weitergearbeitet mit dem Gefühl, hier ist genug Liebe im Haus und Gott wird das Rechte machen.

LG
Kathi
Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon längst verloren.
Benutzeravatar
Ravenwings
Reiki-Feuer
Beiträge: 863
Registriert: 25.03.2006, 13:16
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Ravenwings »

Manchmal bemerkt man erst den Wert eines anderen, wenn sich der Verlust dessen eingestellt hat.

Erinnert mich ein wenig an meine Oma mütterlicherseits. Solange sie etwas zu schebbern hatte, ging es ihr relativ gut. Es gab ihr den Sinn im Leben, einen Anker, auch wenn mein Opa der Leidtragende war. Nachdem mein Opa in ein Pflegeheim kam, Alzheimer in seiner ganzen Form, lebte sie noch mal eine Weile auf, schebberte jedoch noch immer auf ihn, auch wenn er körperlich nicht mehr anwesend war. Dann starb mein Opa.
Binnen Kürze baute meine Oma völlig ab und folgte ihm knapp 5 Monate später.
Einen Tag nach ihrer Beerdigung sah meine Mutter am hellen Tag ein Paar auf einer Wiese stehen, Hand in Hand, gekleidet in helle Mäntel, beide einen Hut auf. So, wie sie ihre Eltern vor vielen Jahren einmal gekannt hatte. Sie winkten ihr beide zu, lächelten und verschwanden dann, einfach so, wie sich jemand in Nebel auflöst.
Mutter rief mich sofort an und sagte nur: "Nun haben sie beide endlich ihre Ruhe gefunden."
Meine Antwort lautete: "Schön, dass er auf sie gewartet hat."
Mutter sagte: "Ja."
Dann legten wir auf.

Danke an Michaela, dass sie mit ihrer Geschichte, die ich erst jetzt las, diese alte Erinnerung wieder hochholte. Apropos Michaela, deine Signatur sagt alles aus, weitere Worte ob deiner Erfahrung sind da nicht weiter nötig.

Raven
"Suche und beschreite deinen eigenen Weg, denn ausgetretene Pfade mögen leichter zu begehen sein, doch wenn du einst zurückblickst, wirst du deine eigenen Schritte dort nicht mehr erkennen können." - Jahsira -

Der Klügere gibt so lange nach bis er der Dumme ist. - Raven-
Benutzeravatar
Elvira
ModerationsTeam
Beiträge: 4491
Registriert: 11.09.2004, 13:02
Reiki-System: Usui Shiki Ryoho
Wohnort: Heimat der Hochöfen, Zechen und Kumpels

Beitrag von Elvira »

Und wieder bin ich in einem Haushalt einer Demenzkranken seit Ende Februar tätig.

Die Dame (84 Jahre) hat sich jetzt daran gewöhnt, das ich irgendwie "Freitags" dazu gehöre. Stichwort Freitag bedeutet Putztag.
Es ist nur fatal, das ich aus der Gemeinde eine Friseurin und eine Fußpflegerin mitgebracht habe. Die kommen zwar nur alle 5-6 Wochen und nicht so regelmässig wie ich. Aber ich bring sie quasi mit.

Und dann bekommen die vor mir das Geld. :lol: Da wird es ab und an mal schwierig, 3 Std. später noch an mein Geld zu kommen.

Die Dame wohnt in einem 6 Familienhaus, das ihr gehört. Der Sandkastenfreund, der mit Familie in der Nähe wohnt, kümmert sich um sie und um das Grundstück als Mini-Jobler. Der Neffe kümmert sich um die geschäftliche Seite des Hauses. Das war es auch.

Die Dame hat wohl schon seit mehreren Jahren Demenz. Sie nimmt nix dafür bzw. geht auch gar nicht zum Arzt. Sie ist auch nicht eingestuft. Wenn wir weg sind, ist sie allein. Essen auf Rädern kommt ins Haus. Sie geht gar nicht vor die Tür, nur bei schönem Wetter geht sie in ihrem großen Garten spazieren.

Ich wußte gar nicht, das die Demenz so viele Gesichter hat. Es ist ja mittlerweile der 3. Demenz-Haushalt, in dem ich arbeite. Sie fragt mich in den 4 Std. bestimmt 20 mal, wie ich zu ihr gekommen bin, entschuldigt sich für ihre Vergesslichkeit und läuft hinter mir her :wink: . Und hat einen Riesenspaß daran, mit mir im Keller die Wäsche aufzuhängen.

Jetzt nach fast drei Monaten habe ich so langsam die Übersicht über den Haushalt. Das verschimmelte Brot, die abgelaufene Butter und die Plastik-Eisstiele sind aus dem Kühlschrank entsorgt. Die Pullover werden immer ordentlich gelüftet von ihr, dann gefaltet und wieder in den Schrank gelegt. Seit 3 Wochen übernehme ich also auch die Wäsche. Da ist die Dusche vollgestellt mit Putzmitteln etc. und in der Wanne tront ein Toilettenpapierpüppchen auf dem Wannensitz mit Spitzendecke. Es hat keiner Ahnung, wie und wo sie sich wäscht. Aber nichts riecht nach Urin.

Jetzt hat sie angefangen, ihre alten abgelaufenen Medikamente "ans Licht zu holen".
Was mache ich denn da? Da liegen Baldriparan, Klima...Heel???, verschreibungspflichtige Schmerzmittel, Bachblüten, Bronchicum etc. Einfach wegschmeißen??? Und der Sandkastenfreund besorgt z. B. neue Baldriparan... das schadet ja nicht.

Ich wollte mich eigentlich nicht so tief "einmischen", aber der Weg zum Arzt mit dem Sandkastenfreund könnte möglich sein. Einfach überrumpeln. Die Dame hat, wenn sie von Terminen weiß, am Morgen immer Schwindelattacken.

Wenn sie den Sandkastenfreund nicht hätte, wäre sie schlecht dran. So kümmert sich einer regelmässig um sie. Und sie macht noch keinen "Blödsinn". Und ist eine ganz Liebe.

LG von der Kathi
Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon längst verloren.
Antworten