Wege der Ganzwerdung

Schwarz – Schweppe: Reiki – Heilen durch Handauflegen

Reiki - Heilen durch Handauflegenmvg verlag, Landsberg am Lech, 1995, DM 19,90, SFr. 19,90, ÖS 149,-
Erstveröffentlichung im Reiki Magazin 1/97

 

"Revolutionär." So bezeichnen Aljoscha A. Schwarz und Ronald P. Schweppe ihr Buch "Reiki – Heilen durch Handauflegen". Die Begründung: "Erstmals werde die Öffnung zum Reiki-Kanal per `Reiki-Fern-Einstimmung´ ermöglicht." Vorbei die Zeiten der Überlieferung. Vorbei die ehrwürdige und über Jahrhunderte in vielen spirituellen Traditionen erprobte und bewährte Weitergabe des Weisheitsschatzes vom Meister zum Schüler.

Reiki schnell. Reiki sofort. Reiki billig. Reiki zum Nulltarif. So heißt die Alternative der Autoren. Eine wirkliche Alternative für den wahrhaft Suchenden?

Das Duo dokumentiert zwar einerseits die traditionelle Geschichte, Vermittlung und Anwendung von Reiki, andererseits weicht es in wichtigen Punkten davon ab. So stellen die Autoren – von Beruf übrigens Heilpraktiker/Schriftsteller (Schwarz) und Musiker/Yoga-Lehrer (Schweppe) – die herkömmlichen Reiki-Seminare traditioneller und autorisierter Reiki-Meister in Frage, die sich bezüglich der Inhalte, der Rituale und auch der Verbindlichkeiten an die Richtlinien der Internationalen Reiki-Meister Alliance und der Deutschen Reiki-Meisterkonferenz halten.

In puncto Sprache und Inhalte weht ein sehr materialistischer, auf den eigenen Vorteil bedachter Geist durch das Buch. So wird der von der Deutschen Reiki-Meisterkonferenz empfohlene reguläre Preis für den 1. Grad-Kurs (DM 350) mit dem Preis für ein Fernsehgerät, der für den 2. Grad (DM 1.200) mit dem eines Kühlschranks und der für die Meisterausbildung (DM 20.000) mit den Kosten für einen Kleinwagen verglichen …

Da stellt sich dann, so der Gedankengang von Schwarz/Schweppe, die Frage, wie Reiki – gemäß dem demokratischen Motto "Reiki ist für alle da" – billig zu haben ist. Deren Tip: Nach Billiganbietern suchen. Denn, so das Argument der Autoren, die Reiki-Energie sei kostenlos, allenfalls könne der einweihende Reiki-Meister seine Zeit in Rechnung stellen. Und die sei beim 2. Grad doch durchaus mit dem 1. Grad vergleichbar. Alternativ raten sie dann, die Reiki-Einstimmung nicht bei einem Meister, sondern zum Nulltarif zu realisieren. Und zwar per meditativer zweiwöchiger Vorbereitung mittels angeblich originaler Reiki-Symbole und Mantras – die vier veröffentlichten sind übrigens in traditionellen Reiki-Kreisen nicht bekannt – und das dann anschließende Einklinken in das sogenannte "morphogenetische Reiki-Feld", das durch die weltweit Praktizierenden inzwischen existiere.

Und noch ein Tip der Autoren: Dieses Einschwingen solle am Wochenende erfolgen, wenn all die anderen (ansonsten ach so unnötigen traditionellen und noch dazu gebührenpflichtigen) nationalen und internationalen Reiki-Kurse laufen.

In diesen Ansichten und Ratschlägen spiegelt sich mangelnder Respekt vor der spirituellen Reiki-Linie sowie vor der Weisheit der Reiki-Regeln wieder. Von Hawayo Takata ist bekannt, daß sie gemäß ihrem Lebensmotto "I devote my life to Reiki" ("Ich weihe mein Leben Reiki") ihr ganzes Besitztum verkaufte, um den Weg als Reiki-Meisterin gehen zu können. Auch in den folgenden Jahrzehnten schraubte sie persönliche und materielle Bedürfnisse zugunsten der Erfüllung ihrer Reiki- und damit Lebensaufgabe zurück.

Ein weiteres Ärgernis ist – neben der inhaltlich und auch sprachlich insgesamt oberflächlichen Abhandlung – die Austratscherei der – von verantwortungsbewußten Reiki-Praktizierenden im Inneren bewahrten – geheimen ReikiRituale, -Symbole und Mantras, insbesondere des Reiki-Meisterbereiches. Diese Tendenz zur Schwatzhaftigkeit und zur mangelnden Tiefe zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Die Anregungen zu den Themen Visualisierung, Atem- und Energiearbeit sind nicht "Reiki pur", bringen die Leser jedoch in den Genuß eines kleinen Galopps durch Chakra-Arbeit, Homöopathie, Bachblüten- und Aromatherapie und neun Monate Embryonalentwicklung.

Aus den genannten Gründen sollten Schwarz/Schweppe so fair sein und in ihrem Buch nicht von Reiki – schon gar nicht vom Usui-System der natürlichen Heilung -, sondern von ganz neutraler Energiearbeit sprechen.

Anlaß zur Hoffnung auf Besserung und zum Erkennen der mit dem Thema Reiki verbundenen Verantwortung und Ethik geben die Einschränkungen der Autoren, daß angehende Reiki-Praktizierende durch den Besuch eines Reiki-Seminares und die Hilfestellung durch qualifizierte Reiki-Meister die nötige Wegbegleitung für den energetischen und persönlichen Wachstumsprozeß erfahren.

Meine Empfehlung: Reiki wirklich sparsam praktizieren, d. h. die Ausgabe für dieses (überflüssige) Buch sparen! 

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  • Veröffentlicht in: Bücher am 6. Januar 1997

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